1930 legte Dr. Werner Lüdi, damals PD an unserem Institut, auf der Schynigen Platte, nahe dem neu gegründeten Alpengarten, eine Versuchsweide an, mit dem Ziel, die wenig produktive Borstgrasweide, das Geo montani-Nardetum, für die Alpwirtschaft zu verbessern. Nach 1933 führte er die Versuche als Direktor des Geobotanischen Instituts Rübel in Zürich bis in die Mitte der 60er Jahre weiter, mit einer erneuten Düngung ab 1946. Einige Publikationen zeigten, dass durch geeignete Düngung eine wesentliche Verbesserung möglich ist. Danach gab er den Versuch auf. In den 70er-Jahren erhielt O. Hegg Lüdis Unterlagen zur Versuchsweide.
Eine Besichtigung zeigte, dass zwischen den einzelnen Versuchsflächen grosse Unterschiede direkt sichtbar waren. Ein kleines Nationalfonds-Projekt ermöglichte die Aufnahme von etwa 60 Quadraten. Erste Publikationen (Hegg 1984a, b, c) zeigten dann die grosse wissenschaftliche Bedeutung der Weide auf, sodass ein weiteres NF-Projekt bewilligt wurde, das erlaubte, alle 340 Flächen erneut aufzunehmen.
Werner Dähler rekonstruierte zunächst die ganze Versuchsanordnung. Dann erfasste er alle Daten, vor allem auch die von Lüdi erhobenen, EDV-mässig und machte damit verschiedene weiterführende Auswertungen (Diss. 1993).
Svenja Tidow führt die Arbeit weiter. Sie düngte 1994, 95 und 96 eine noch unbeeinflusste Weide genau wie seinerzeit Lüdi. Sie will die kurzfristigen Veränderungen in den ersten Jahren nach der Düngung zeigen, welche von Lüdi nicht untersucht wurden (Diss, in Vorb.).
Heute stehen diejenigen Resultate im Vordergrund, die Schlüsse auf die Ökologie der einzelnen Arten und für den Naturschutz erlauben. Auch Möglichkeiten, bedrohte Arten zu fördern, können festgestellt werden, so etwa für Arnika, Orchideen oder Enzianarten. Das Geo montani-Nardetum kann etwa 10 im Kanton Bern geschützte Arten enthalten!
1991 fanden wir ein sehr erstaunliches Resultat: 55 Jahre nach der letzten Düngung wiesen wir immer noch höhere Stickstoff- und Phosphorgehalte in den Blättern einzelner Arten in jenen Flächen nach, die seinerzeit diesen Pflanzennährstoff erhalten hatten, als in den ungedüngten Flächen. Eine derart lange Nachwirkung ganz besonders von Stickstoff ist eine grosse überraschung für die Ökologie. Sie ist wohl nur dank Mycorrhizapilzen möglich, welche für die Blütenpflanzen den Nährstoff teilweise direkt aus den organischen Substanzen im Boden aufnehmen, ohne den Umweg über die vollständige Mineralisierung (Hegg et al 1992). Aus den Daten lassen sich in Zukunft noch weitere, spannende Resultate erarbeiten.
Die auf der Schynigen Platte gewonnenen Erkenntnisse bildeten den Ausgangspunkt für Untersuchungen über die Verhältnisse in anderen Wiesen und Weiden, die ebenfalls reich an seltenen und bedrohten Arten sind: